Du bist hier » Reiseberichte SIRDAR-SHOP

Ararat
Ararat - Elbrus 2003: Ararat
www.sirdar.de


Zurück zur Übersicht Ararat-Elbrus 2003
Zurück nach Van

Dogubayazit und Umgebung

In Dogubayazit standen nun einige organisatorische Dinge an und schnell wurde uns klar, was Bürokratie in diesem Land bedeutet. In dem Moment waren wir schon froh, das ganze über eine Agentur gebucht zu haben. Beim "Commando", so heißt hier ein Militärposten, wußten sie von gar nix, kein Permit für den Ararat, kein gar nix. Wir wurden von einer Kaserne zur anderen geschickt, bis sich endlich herausstellte, dass irgendeine Stelle in Ankara die Permits nicht weitergefaxt hatte. Eine ortsansässige Bergführer-Agentur, mit denen Middle-Earth-Travel zusammenarbeitete, nahm sich der Sache an und versprachen uns, die Sache bis zum nächsten Tag zu regeln.

Im Vordergrund die Arche Noah (Erosions-Struktur)

Wir besichtigten derweil eine der angeblichen Fundstellen der Arche Noah. Wie allgemein bekannt ist, soll der Noah am Ararat zu biblischen Zeiten nach der Sintflut aufgelaufen sein. Nun, nahe der iranischen Grenze hat ein Amerikaner etwas entdeckt, welches schon mit gutem Willen wie ein Schiff aussieht und auch ungefähr die passenden Ausmasse hat. Gleich daneben wurde daraufhin ein Gebäude errichtet, wo es pseudo-wissenschaftliche Erklärungen gibt. Nun ja, wer daran glauben mag, soll es glauben. Richtig freuen tut sich der Bauer, dem das Land hier gehört. Hat er doch somit eine sehr lukrative Einnahmequelle. Von dort oben gibt es aber auch einen sehr schönen Blick auf den Ararat, mit dem kleinen Bruder (3900 m) daneben, der auch sehr eindrucksvoll aussieht.

Ararat, 1. Lager (3200 m)

Bald merkten wir, dass unsere Mitarbeit bei der ganzen Tour sehr stark gefordert war, da Osi, als Guide, Koch und Organisator in Personalunion doch überfordert war. Alles andere als Pauschalurlaub also. Wir fanden das positiv, die beiden Inder waren davon weniger begeistert. Erste Aktion, Essen fassen! Wir stürmten einen Supermarkt, der erstaunlich gut bestückt war und kauften ordentlich ein. Tod durch Verhungern drohte auf gar keinen Fall. Ob die vier Mullis, welche wir geordert hatten, dass überhaupt alles tragen können?
Doch zuvor stand mal wieder ein Besuch beim Commando auf dem Programm, ob sie endlich unser Permit gefunden hatten. Sie hatten und zwar nur unseres, alle anderen wartenden Gruppen mußten unverrichteter Dinge wieder abziehen. Also tanzten wir der Reihe nach beim zuständigen Offizier an, der unsere Personalien aufnahm und doch glatt die jeweilige Blutgruppe wissen wollte. Wußte natürlich keiner. Betty machte den Vorschlag "0", was dann auch jeder angab. Auf die skeptische Frage des Offiziers daraufhin, sagten wir Blutgruppe 0 sei ganz typisch für Deutsche. Damit war er zufrieden. Im übrigen hatte unser Guide den Auftrag, unser Wohlbefinden alle acht Stunden per Handy (ja das funktioniert am und auf dem Ararat) dem Commando zu melden.

Ararat und Packpferde

Den ganzen Tag war der Ararat heute frei. Was für ein Berg! Riesiger Vulkankegel mit Gletscherhaube. Wir standen auf der Ladefläche eines Lastwagens und wurden zum Ausgangspunkt auf 2200 m gebracht. Dort warteten die Mullitreiber, die aber keine Mullis, sondern Pferde dabei hatten. Das ganze erinnerte schon irgendwie an Geschichten von großen Himalaya-Expeditionen, als schließlich unser Gepäck verteilt wurde. Hier trafen wir auch unseren Local-Guide Ahmed, der uns noch kurz vor Abreise vom Ministerium vorgeschrieben wurde.
Die Leute sind hier übrigens alles Kurden. Am Berg leben auch noch sehr viele Nomaden. Mensch und Tier fühlen sich bei der Hitze in höheren Lagen einfach wohler. Im Winter kehren sie in ihre Dörfer am Fuß des Berges zurück. So führte der erste Teil des Weges vorbei an vielen Zelten, wo kleine Kinder auf uns warteten, um uns "Ayran", eine Art Buttermilch, zu verkaufen. Von der Familie des Local-Guides wurden wir auch zu einem Tee und anschließendem "Verkaufsgespräch" in ein Nomadenzelt eingeladen.

Kurdische Nomaden

Das erste Camp schließlich liegt auf 3200m. Am Anfang waren noch nicht allzu viel Leute hier. Der Platz war zum Anfang der Saison noch relativ sauber, Toiletten hatte es aber keine. Wasser gibt es nur nachts wenn das Schmelzwasser von den Gletschern den weiten Weg von oben hinter sich gebracht hat. Neben uns lies das Hindelanger Bergführer-Büro seine Zelte aufbauen. Wir staunten nicht schlecht, als die einheimischen Helfer, alles andere als bergtaugliche Hauszelte aufzubauen versuchten. Köstlich, da zuzuschauen und der Bergführer der Gruppe wäre vor Schreck fast in Ohnmacht gefallen. Weiter oben wurde derweil eine Ziege geschlachtet. Soviel Luxus hatten wir nicht, wir mußten selber beim Kochen helfen, aber das war okay. Nudeln mit weißen Bohnen und Tomatensauce so lautete der Speiseplan für die nächsten Tage. Nicht sehr abwechslungsreich und wie Osi auf die Idee mit den weißen Bohnen kam, möchte ich auch gern wissen. Hier also ein Tipp für alle Höhenbergsteiger, Bohnen sind ab 3000 m absolut untauglich! Warum? Diese Details will ich euch ersparen ...

Lager 1

Akklimatisierungstag

Bilanz der Nacht: hier gibt es Wölfe. Ein Fohlen, welche hier mit ihren Müttern, unseren Tragpferden, mitlaufen, wurde von einem Wolf angefallen und hatte eine tiefe Bißwunde am Hinterlauf.
Am Akklimatisierungstag sind wir ein wenig Richtung Lager 2 hochgelaufen. An uns vorbei stürmten die Hindelanger, die sich keinen Ruhetag gönnten. Wie goldrichtig sie damit lagen, mußten wir leider später erleben. Den Tag über ist es hier ziemlich heiß. Nachts kühlt es ab, aber auch nicht allzu dramatisch. Die Temperatur blieb immer über null in den Lagern.

Lager 2 (4200 m)

In 2.5 h gingen wir ins nächste Camp hoch. Den Großteil des Gepäcks trugen auch hier die Packpferde. Uns entgegen kamen glücksstrahlend die Hindelanger, die heute auf dem Gipfel standen. Im Stressmodus zwar, aber sie waren oben. Schön ausgebaute Plätze für die Zelte hat es genügend und Wasser läuft aus den Schneefeldern. Tagsüber hatte es hier oben 10°C, nur der Wind machte die Sache etwas unangenehm, weswegen wir bald in den Zelten verschwanden. Zu unserer Überraschung setzte bald darauf ein Gewitter mit Schneegraupel ein, welches sich eine Weile hielt. Zwischendurch kam aber noch mal kurz die Sonne hervor. Per SMS holte sich Osi die Wetterprognose für den nächsten Tag, Sauwetter war angesagt, verdammt!

Guten Appetit!

In der Nacht ging es dann richtig los, wir saßen mitten im Kern eines Gewitters. Blitze im Sekundentakt und jede Menge Schnee binnen kürzester Zeit. Ständig waren wir im Zelt dabei, den Schnee vom Dach zu klopfen, sonst hätte es das Zelt eingedrückt. Glücklicherweise hielt sich wenigstens der Wind zurück. Um vier Uhr wollten wir eigentlich zum Gipfel starten, aber da sah es noch nicht so aus, als ob das Wetter besser werden würde. So standen wir um sechs Uhr vor unseren Zelten und mußten beobachten, wie das Wetter immer besser wurde und schließlich der Gipfel wieder frei da stand. Im Nachhinein hätten wir einfach losgehen sollen, für einen Gipfelgang hätte es bestimmt gereicht. Aber wer kann das schon abschätzen, wenn frühmorgens noch die Blitze ringsum einschlagen. Zumal wir ja noch einen Reservetag hatten, aber auch der sollte uns nicht vergönnt sein.

Gipfel des Ararat von Lager 2, Aufstieg erfolgt über Rippe am linken Bildrand

Was nun folgte, zeigte uns, wer hier am Berg das Sagen hat. Bestimmt nicht unser Guide von Middle-Earth-Travel. Der ranghöchste kurdische Führer hatte beschlossen ins Tal abzusteigen, damit waren alle anderen gezwungen dies auch zu tun. So auch wir. Wollte Osi mit Middle-Earth-Travel weiterhin Touren hier am Ararat führen, mußte er sich nach den Kurden richten. So direkt sagte er uns das zwar nicht, doch redete er mit Engelszungen auf uns ein, doch endlich abzusteigen. Im Minutentakt gab es neue Gründe, warum wir dies tun sollten, wir dagegen wurden immer sturer und beharrten auf unseren Reservetag. Der Höhepunkt dann, als wir uns entschlossen, noch einen kleinen Ausflug ein paar Höhenmeter nach oben zu unternehmen. Achmed, der Local-Guide, bekam einen Schreikrampf und Osi wurde hinter uns her geschickt, um uns wieder einzufangen. Einfach lächerlich! So lag unser höchster Punkt am Berg so ca. bei 4300 m, als wir uns der Realität fügten und uns zum Abstieg überreden liesen. Die Packpferde standen auch schon alle da und uns wurde damit vollends klar, dass die Jungs uns zwangsweise auch ohne unser Einverständnis den Berg runtergetrieben hätten. So schleppten wir unseren Frust zurück ins Tal, unter ständiger Aufsicht versteht sich. Wir machten uns einen Spaß daraus, Achmed durch Ausbruchversuche zu schocken.

Ararat, Normalroute von Süden über zentrale Rippe in der Mitte und auf Grat von links nach
rechts

Am nächsten Tag war das Wetter dann, zum Glück für Osi, auch nicht so toll. Ich bin aber nach wie vor der Meinung, dass man den eingeplanten Reservetag noch hätte ausnutzen sollen. Da es am Tag zuvor nicht absehbar war, wie das Wetter sich entwickeln würde. Dafür ist hier leider zu dieser Jahreszeit viel zu launisch. Wir erfuhren allerdings auch noch, dass der Reservetag zwar seitens Middle-Earth-Travel angeboten wurde, unser Permit für den Berg aber nicht so lange gegolten hätte. Da müssen die Türken noch viel lernen. Das es auch anders geht, durften wir dann zum Glück noch am Elbrus erleben ...

Sightseeing Dogubayazit

Osi erklärte sich bereit, als Ersatz für den Ararat, uns noch durch die Stadt und Umgebung zu führen. Als erstes den Bazar. Dort fiel mir ein Türke um den Hals, der so begeistert war, einen Deutschen zu sehen, dass er mich gleich zu sich nach Hause einladen wollte. Hatte er doch zwei Jahre in Deutschland verbracht. Überhaupt fahren hier viele Autos mit Berliner Kennzeichen rum.
Hoch oben über der Stadt steht ein alter verfallener Palast, der Ishak Pasa Sarayi. 1784 fertiggestellt, waren es mal wieder die Russen, die die Anlage zerstörten und die großen mit Gold beschlagenen Tore nach St. Petersburg verfrachteten. Dennoch war die Ruine sehr sehenswert. Der nächste Trip führte uns zur iranischen Grenze, hier ist angeblich der zweitgrößte Meteorkrater der Welt. Reichen dazu 35m im Durchmesser? Ich bin mir da nicht so sicher. Viel interessanter ist da die Grenze zum Iran, schwer bewacht mit Wachtürmen alle paar Meter und hinter jedem Busch lauert ein Soldat mit MG im Anschlag. Zurück in Dogubayazit zeigte uns Osi noch wenig erfreuliche Zeugnisse aus jüngster Vergangenheit. Einschußlöcher im Haus des ehemaligen Bürgermeisters. Das ruft einem in Erinnerung, dass der Kurdenkonflikt noch nicht so lange her ist und macht einem auch verständlich, warum hier in der Gegend alles so bürokratisch-kompliziert ist.

Ishak Pasa Sarayi Ishak Pasa Sarayi


Zurück zur Übersicht Ararat-Elbrus 2003
Weiter nach Trabzon

Home

Alle Texte und Bilder so nicht anders vermerkt von Stephan Rankl.
www.sirdar.de
"Zugspitz? Grodaus!"
Das Buch: Zugspitz? Grodaus! von Stephan Rankl
Die großen Wettersteingrate und andere kleine Abenteuer


Webcam-Links:
Zugspitze, Wank
Wilder Kaiser, Südseite
Berchtesgaden
Zermatt und Umgebung
Randa, Weisshorn

"Selvaggio Blu"
Das Buch: Selvaggio Blu, eine Wegbeschreibung von Stephan Rankl
Eine Wegbeschreibung "Kürzlich in Asien"
Das Buch: Kürzlich in Asien, von Stephan Rankl
Eine Radreise durch das wilde Asien